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Dieses Jahr kommt Blade Runner 2049 – Gedanken zum Original

Geschrieben von Daniel Niedermayr

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Am 5. Oktober 2017 soll „Blade Runner 2049“ mit Ryan Gosling („Driver“) in Deutschland erscheinen. Ridley Scott produziert (allerdings mit mehr als zehn weiteren Produzenten). Ein Teaser- Video ist bereits erschienen und zeigt auch mehr, als so mancher von einem Teaser erwarten würde.

Somit ist für uns mal wieder die Zeit gekommen, dass wir einen zeitloser Klassiker unter die Lupe nehmen. Wir schauen, was uns damals fasziniert hat, um dann im neuen Film überprüfen zu können, ob diese Elemente voran getrieben werden oder ob der Film neue Wege erschließt (zum Guten oder zum Schlechten).

Wie war das damals?

Als „Blade Runner“ 1982 erschien, war er ein Flop. Kaum einer ging ins Kino und die, die es taten, wussten nicht, was sie davon halten sollten. Wurden im Trailer noch die Effekte und Action in den Vordergrund gestellt, so waren die langwierigen Gespräche und das überraschende Ende ein Killer für jeden Action- Fan. Ist der Bösewicht wirklich böse? Was will mir der Film sagen? Und wie verdammt nochmal geht’s hinterher weiter?

Zumindest letzte Frage könnte endlich beantworten werden. Kein Reboot, keine Nacherzählung mit neuen Gesichtern. Stattdessen so, wie es sein sollte: Dreißig Jahre später, die Welt ist kein bißchen besser geworden. Decker hat das gemacht, was man sich denken konnte – er hat sich abgesetzt und keiner hat was von ihm gehört. Bis Gosling ihn findet.

Ein Buch von ’68

Das Original basiert auf dem Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick 1968 und wirft schon im Titel die Frage auf, ob es wichtig ist, dass es echte Schafe sind, die einem im Traum über den Weg laufen oder ist es nur wichtig, dass man überhaupt träumt? Man könnte auch sagen, was macht den Menschen zum Menschen, aber das ist so eine weite Frage, dass es viel interessanter wird, wenn man sich kleine Szenen heraus pickt, wie die des Schafe zählens oder ein Kuss. Denn es sind ja schließlich auch nicht die großen Dinge, die uns zum Menschen machen, sondern die kleinen Details. Was man zum Beispiel denkt, wenn man eine auf dem Rücken liegende Schildkröte sieht. Es geht nicht darum, ihr zu helfen, um zu beweisen, dass man menschlich ist. Es geht darum, was in deinem Kopf dabei vorgeht. Ein Roboter kann programmiert werden, auf einen bestimmten Input auf eine bestimmte Weise zu handeln. Menschen folgen ihren Stimmungen, mal so, mal so. Aber würde man jegliche Lernerfahrung eines Menschen programmieren, dann würde auch ein Roboter mal so, mal so reagieren.

Down with Humanity

Gehen wir zum nächsten Punkt der Blade Runner Mythologie. Zu Menschen zweiter Klasse. Androiden haben zu tun, was ihnen gesagt wird. Sie sind Werkzeuge, Konsumgüter und ohne Rechte. Will ein Roboter Freiheit, dann kann ihm das offenbar nur jemand einprogrammiert haben und daher ist er nutzlos, ja gefährlich, und darf, MUSS vorbehaltlos ausgeschaltet werden. Eine ganze Berufsgruppe ist dafür zuständig, die sogenannten Blade Runner.

Im Buch ist die Erde ein Totalausfall – wer es sich leisten kann, der fliegt zum Mars. Im Gegensatz dazu kommt das alltägliche Chaos im ersten Film richtig nett rüber. Weil es auch gar nicht so weit von unserem Alltags- Stress entfernt ist. Totalausfall? Weit gefehlt. Schnell mal eine Nudelsuppe zwischendrin, dann kommt aber auch schon der Chef und will etwas von uns. Dass er in einer Dystopie lebt, lernt Decker erst, als er sich verliebt. Und als ihn eine Tötungsmaschine verschont.

Auf der anderen Seite sind die Menschen im Buch etwas weiter, was ihre Philosophie angeht. Im Film sind fast alle Figuren so wie wir heute. Im Buch hat sich bei den Menschen die Überzeugung durchgesetzt, dass Empathie, also das Mitfühlen mit dem Anderen, einen sehr hohen Stellenwert einzunehmen hat. Man nutzt „Einswerdungsboxen“, um in die Rolle von Mercer zu schlüpfen, eines hungernden Mannes in der Wüste, der leidet. Nur dumm, dass gerade diese Hochachtung vor der eigenen Gefühlswelt die Kluft zu den Androiden verbreitert (Daher auch die Testfragen zu Mitgefühl im Film). Das Ziel, das Decker mit seiner Arbeit zu erreichen versucht, ist ein finanzielles. Er will sein Androidenschaf auf dem Balkon durch ein echtes Schaf ersetzen. Haustiere sind Luxusgüter, da es so gut wie keine Tiere mehr auf der Erde gibt und wer gut auf ein echtes Tier aufpasst, der beweist sein Mitgefühl für alles Leben.

Dass es mit dem Mitgefühl nicht weit her sein kann, sieht man auch daran, dass die Leute auf dem Mars herzlich wenig an die Verbleibenen auf der Erde denken. Im Film nimmt Sebastian die Androiden auf, obwohl nicht ganz klar ist, ob er weiß, auf was er sich da einließ. Im Buch ist es Isidore, der froh ist, etwas Gesellschaft durch Androiden zu haben (Im Film ersetzt durch seine selbstgebastelten Kumpane). Isidore ist wie die restlichen auf der Erde verbliebenen Menschen verstrahlt und missgebildet, was im Film nur angedeutet wird. Ihnen ist nicht erlaubt, die Erde zu verlassen. Am Ende wollen die Androiden beweisen, dass Mercer aus der Einswerdungsbox nur ein Schauspieler aus einer alten Hollywoodproduktion war und die Menschheit mit jemandem mitleidet, der nie existiert hat. Die offensichtlich gemachte Hypokratie soll für echtes Mitgefühl sorgen.

Dass Rachel im Film ohne Tiefgang daher kommt, könnte daher rühren, dass sie im Buch keine romantische Figur ist. Sie verät Decker, dass sie mit vielen Blade Runnern geschlafen hat, um sie von ihrem Job abzuhalten. Als Decker sein Ziel, ein echtes Haustier zu bekommen, erreicht, tötet Rachel dieses. Erst dadurch bekommt Decker seine Offenbarung und kehrt der Gesellschaft den Rücken zu. Tief im Norden hat er eine Vision von Mercer und findet eine Kröte, die als ausgestorben gilt. Nur dumm, dass auch diese künstlich ist.

Top oder Flop?

Schlussendlich sind der Film und das Buch sehr verschieden. Die Androiden sind im Buch unwichtiger, die Gesellschaft ist etwas weiter von unserer entfernt. Deckers Lebensumsturz und die Frage, wie es für ihn weitergehen soll, sind allerdings geblieben. Und da sich das Publikum mit Decker identifiziert und alles durch seine Augen erlebt, ist auch für uns unklar, wer recht hat und was die Wahrheit ist. Wie jeder gute Film sollte nicht jede Antwort vorgekaut werden. Es ist nicht wichtig, ob du die Schildkröte umdrehst oder nicht. Die Frage ist, was in deinem Kopf dabei passiert.

Fazit: Der neue Film hat große Schuhe zu füllen. Ein Film, den Millionen Zuschauer nicht so recht durchblickt haben, kann auch von den neuen Machern nicht ohne weiteres perfekt weiter gesponnen werden. Ich würde dazu raten, mutig zu sein und vieles offen zu lassen, so wie es auch der Originalfilm tat. Das mag das breite Publikum zwar nicht und es wird auch an den Kinokassen nicht soviel geben, aber ein Film mit einem eigenen Wert, das ist mir lieber als noch ein Action Blockbuster.

PS: Die Androiden heißen im Film Replikanten, aber um die Punkte zu verdeutlichen, wollte ich lieber bei einem klassischen Begriff bleiben.

Am 05. Oktober 2017 erscheint BLADE RUNNER 2049 in den deutschen Kinos!

 

Bilder/Video: © 2016 Sony Pictures Releasing GmbH


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Über den Autor

Daniel Niedermayr

Hallo! Mein Name ist Daniel (37) und ich bin leidenschaftlicher Trekkie. Und Brony. Und Pädagoge. Und so einiges mehr. An Filmen fasziniert mich die menschliche Vorstellungskraft. Nicht nur was die Größe und Details der Welten angeht, sondern die Botschaften. Viele Menschen halten Filme für oberflächliche Unterhaltung, doch wir alle werden tagtäglich von ihnen beeinflusst. Ist das gut? Ist das schlecht? Es ist keins von beiden. Es ist das, was wir daraus machen. Und daher schreibe ich Reviews.

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