Werbung
MovieNews

Ghost in the Shell – Original VS Remake

Geschrieben von Daniel Niedermayr

Werbung

Als angekündigt wurde, dass “Ghost in the Shell” eine Realverfilmung bekommt, war ich sehr besorgt. Ich bin ein großer Fan des Originals von 1995 und konnte bereits mit der Aufbereitung „Ghost in the Shell 2.0“ (2008) und der Serie „Ghost in the Shell – Stand Alone Complex“ (26 Folgen; 2002) wenig anfangen. Das liegt vermutlich daran, dass die Ästhetik und die bedeutungsschwangere Atmosphäre, die den ersten Teil umgibt, sehr schwer einzufangen ist. Es macht das Original verwirrend und träge, doch wenn man erst einmal den Bogen raus hat, dann ist es gar nicht mehr so wichtig, dass das typische Erzählschema durchbrochen wird. Beim ersten Mal ansehen, war ich überrascht, wie schnell der doch fast 80 minütige Kinofilm vorbei war und dass ich weder den Höhepunkt noch die zu ziehende Lehre identifizieren konnte. Trotzdem war der Film fesselnd genug, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen und die Antworten machten diese Anime Adaption zu einem meiner Alltime Favourites.

„Ghost in the Shell“, wörtlich übersetzt der „Geist in der Schale/Hülle“ handelt sehr passend von der Überlegung, was den menschlichen Geist ausmacht und ob es diesen auch in künstlichen Hüllen geben kann. Kann ein Roboter einen Geist entwicklen? Kann man einen Menschen mit einem Roboter kombinieren und erhält dadurch eine überlegene Hülle, ohne seinen Geist, seinen Spirit, zu verlieren?

Die weibliche Protagonistin, der „Major“, ist so ein künstlicher Hybrid. Im Original ist dies nichts besonderes, im Remake ist sie das schon. Sie arbeitet für Sektion 9 und hat viele Vorteile durch ihre künstliche Herkunft, wie zum Beispiel die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Trotzdem hadert sie damit, emotional so ganz anders als ihre menschlicheren Mitstreiter zu sein. Hat sie vielleicht gar keinen Geist und ist wie eine der seelenlosen Dienstboten Roboter, die teilweise genauso wie sie aussehen? Sektion 9 arbeitet hauptsächlich gegen Cyber-Kriminalität, also z.B. gegen Hacker, und entdeckt schon bald ihren Gegner, den Puppetmaster, der seine menschlichen Opfer durch deren Implantate wie Puppen steuert. Doch im Laufe des Films entdeckt der Major, dass sie mehr mit dem Puppetmaster als mit den Menschen gemein hat. Wie weit wird sie gehen, um zu erfahren, was ein Geist ist?

Das Remake hat fast die gleiche Handlung, doch sind die Fragen andere. Woher kommt der Major? Wer hat sie gebaut und weshalb? Kenne deine Vergangenheit und du kennst deinen Geist. Visuell ist das Remake fantastisch, doch anstatt sich wie im Original die Zeit zu nehmen und verregneten Landschaften anzusehen, um die Melancholie des inneren Zwiespalts des Majors aufzugreifen, wird im Remake eher auf das futuristische Farbenmeer eines „Bladerunner“ oder „A.I.“ zurück gegriffen. Erst im Abspann kommt das typische Musikschema, dass uns zum Denken anregt. Fragt sich nur über was? Nichtsdestotrotz werden fast alle Kern- Sequenzen 1 zu 1 vom Original ins Remake übernommen. Vielleicht als Fanservice, vielleicht aber auch, weil die Szenen im Original einfach fantastisch geschrieben und umgesetzt wurden.

Am Ende ist das Ergebnis sehr unterschiedlich, obwohl man mit dem Remake fast genau den gleichen Film wie das Original angesehen hat. Im Original ist der Major etwas völlig Neues geworden. Im Remake behält sie ihre Individualität, auch wenn sie die Dinge nun auf andere Weise sieht. In beiden Varianten schwingt mit, dass der Major schon immer einen Geist besaß, ihn allerdings erst erkennen musste. Doch der Kontrast zwischen dem Major vor dem Film zum Major nach dem Film, ist im Original sehr viel deutlicher. Man könnte sagen, im Original ist der Major tot.

Was ich noch kurioser finde, ist, dass der Originalfilm auf einem Manga (japanische Comicbuchreihe) basiert, der deutliche Unterschiede zur ersten Verfilmung aufweist. Im Manga ist der Major sehr viel forscher und verkauft ihren Körper sogar als Sexspielzeug, weil es ihr einfach egal ist. Es war eine bewusste Entscheidung, sie im Film von 1995 stoischer und unmenschlicher zu machen. Damit trifft der Film den Nerv einer missverstandenen Jugend, die sich über ihre Identität klar werden will. Ist es im Manga noch der Rebell, der trinkt und feiert, um sich zu betäuben, so ist es in der ersten Verfilmung der schweigsame Außenseiter, der tief in sich hinein blickt und sich den Fragen stellt, anstatt sie zu verdrängen. Wie in der Science Fiction üblich, ist die Roboterthematik völlig unerheblich und veranschaulicht nur. Man könnte sie auch durch etwas anderes ersetzen, solange das Grundthema das gleiche bleibt. Es geht nicht darum, ob Roboter eine Seele haben, sondern ob WIR eine haben. Wenn Roboter über sich selbst senieren, wir Menschen die Seele aber als selbstverständlich abtun, wer hat die bessere Chance auf Selbsterkenntnis?

Fazit zum Remake: Ein toller Film, das richtige Franchise, ein tolles Setting/Effekte. Doch wer von einem Film mehr verlangt, sich geistig anregen lassen will, der sollte zum Original greifen und dabei aufpassen, dass er die Originalfassung von 1995 erwischt.

 

Beitragsbild: © 2017 Paramount Pictures. All Rights Reserved.


Werbung

Über den Autor

Daniel Niedermayr

Hallo! Mein Name ist Daniel (37) und ich bin leidenschaftlicher Trekkie. Und Brony. Und Pädagoge. Und so einiges mehr. An Filmen fasziniert mich die menschliche Vorstellungskraft. Nicht nur was die Größe und Details der Welten angeht, sondern die Botschaften. Viele Menschen halten Filme für oberflächliche Unterhaltung, doch wir alle werden tagtäglich von ihnen beeinflusst. Ist das gut? Ist das schlecht? Es ist keins von beiden. Es ist das, was wir daraus machen. Und daher schreibe ich Reviews.

1 Kommentar

  • Ich sehe Ghost in the Shell auch sehr oft und gerne und kann zu dem neuen Film persönlich nur sagen: “Anders, aber verdammt gut gemacht und durchdacht.” Auch ich machte mir anfangs wirklich Sorgen und das nicht einmal wegen des ganzen ‘Whitewashing’-Geredes. Das war mir ziemlich egal. Ich habe einfach nur gehofft, dass es kein reiner Action-Film wird, sondern wie das Original zum denken anregt. Stand Alone Complex und die Serie sehe ich auch schon mal und habe bemerkt, dass Szenen daraus ebenfalls verwendet werden, aber so, dass es Inhaltlich passt und Sinn ergibt. Ich war von dem Film Positiv überrascht und kann ihn nur empfehlen.

Hinterlasse einen Kommentar