Die Abenteuer von Pu dem Bären, Ferkel, Tigger, I-Aah und all den anderen dürften ja bekannt sein, da Disney die Rechte seit 1961 ausgiebig nutzt, um ein tolles Kinderprogramm auf die Beine zu stellen. 2017 kam dann die Realverfilmung „Goodbye, Christopher Robin“ in die Kinos (Benannt nach dem kleinen Jungen, der die Abenteuer erlebte).
Jetzt, im August 2018, erreicht eine zweite Realverfilmung mit Ewan McGegor (Obi-Wan Kenobi aus Star Wars Episode I) den deutschen Kino-Strand und obwohl ich McGregor in dem Film „Big Fish“ (2003) großartig fand, hatte ich im Vorfeld zwei große Vorurteile. Erstens: Wer ein Remake von klassischem „Kult“ Material macht, der muss dessen Stärken kennen und diese muss er auch einsetzen. Und das macht Hollywood leider nicht sehr gut. Zweitens: Die 2017 Verfilmung konzentrierte sich auf die reale Entstehungsgeschichte, nicht um Pooh selbst, was mit jede Hoffnung nahm, eine in diesem Sinne “richtige” Realverfilmung zu sehen.
Winnie Pooh lebt von seinem kindlichen Gemüt, von seiner Dusseligkeit in manchen Dingen (In einem Baum stecken zu bleiben, überall Honig zu verschmieren ect) und seiner Weisheit, seiner Reinheit und Ehrlichkeit, von den Stärken des Herzens auf der anderen Seite. Dass man immer füreinander da ist und dass man sich bei schlimmen Situationen gegenseitig hilft. Dazu noch gut gemachte Animationen und ein passender Schauspieler für die Figur des Christopher Robin, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen, außer die Geschichte an sich macht uns einen Strich durch die Rechnung.
Und das ist der Punkt, wo mich die neue Verfilmung mit McGregor äußerst positiv überrascht hat. Ich kann es nicht leiden, wenn eine Geschichte einfach nicht voran geht, aber ich kann es auch nicht leiden, wenn man von einem Teil zum nächsten hastet. Im Grunde kann man es mir gar nicht recht machen. Wie soll man Winnie the Pooh vorstellen, Christopher Robins Familiensituation darstellen, Robins Älterwerden und Berufsleben zeigen, die Krise im Berufsleben, die Krise im Familienleben, Poohs Krise des Zurück-gelassen-werdens darstellen? Wie soll man genug Zeit für die anderen Kuscheltier Charaktere haben, genug Zeit für Humor und genug Zeit für einen gelungenen Abschluss all dieser Krisen? Wie soll man jeder Krise die Ruhe und Emotionalität geben, die sie zum Abschluss braucht? Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, aber sie haben es.
Es gibt viel Positives, was man über die neue Verfilmung sagen kann, aber für mich läuft alles darauf hinaus, dass dieser neue 2018 Film, der den verkürzten Titel „Christopher Robin“ trägt, den Kern des Originalmaterials getroffen hat und ein fabelhaftes Timing besitzt. Dazu gehört auch die Filmmusik, die die besonderen Momente nicht besser hätte untermalen können. Ich kann mir niemand anderen als Mr BigFish McGregor für die Rolle vorstellen und sollte ich einen Makel nennen müssen, so wäre dies vermutlich meine Angst vor der deutschen Synchronisation (uns lag der Film nur im englischen Original vor). Winnie the Pooh ist ohne seine Stimme nur ein knuffiges Stofftier und weder seine Weisheit, noch seine Dusseligkeit, kann ohne Stimme übertragen werden. Wenn die deutsche Abteilung hier spart, dann hätten sie sich eine deutschen Veröffentlichung auch gleich ganz sparen können.
Fazit: Pooh is back! Nach all den Jahren des Verstaubens und dem Abdriften Richtung Vergessenheit hat es eine Ikone wieder ganz nach oben geschafft. Bitte mehr davon und bitte das gleiche für all die anderen Ikonen wie He-Man, Saber Rider und Regina Regenbogen. Wir haben genug von Verunstaltungen wie Transformers, dem neuen Star Wars und Möchtegern Voltron. Das nächste (hoffentliche) Kult Revival wird für mich Godzilla (Mai 2019).
Ab 16. August in den deutschen Kinos
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