Wir befinden uns in den 50er Jahren in England. Winston Churchill wurde gerade erneut als Premierminister gewählt. Im Hause Leonides leben gleich drei Familien unter einem Dach und alle unter den strengen Augen von Aristide Leonides, einem Griechen, der es nach dem Zweiten Weltkrieg zu Reichtum brachte.
Doch bringt ein derart wohlhabendes Generationenhaus nicht nur Einklang und Harmonie mit sich, sondern auch Neid, Stolz, Hass und Verzweiflung. Als Schirmherr Leonides dann unter mysteriösen Umständen stirbt, ist die Liste der Verdächtigen so lang wie der Stammbaum. Detektiv Charles Hayward wird gebeten, sich der Sache anzunehmen, bevor Polizei und Presse das Ansehen der Familie in den Dreck ziehen.
Die Verdächtigen:
Leonidas hatte zwei Kinder, Philip und Roger, beide verheiratet. Zudem wohnen vor Ort die Schwester seiner ersten Ehefrau, Edith de Haviland, sowie Aristides junge Geliebte Brenda. Angestellte gibt es kaum, allenfalls die Nanny Janet Rowe und der Privatlehrer Laurence Brown. Philip ist verheiratet mit Magda und hat drei Kinder: Sophia (die mit Detektiv Hayward verbandelt ist und ihn bittet, eine Untersuchung zu führen), Eustace und Josephine. Roger ist kinderlos verheiratet mit Clemency.
Agatha Christie ist eine Meisterin ihres Fachs und das 1949 veröffentlichtes Werk „Crooked House“ war eines ihrer Lieblingsprojekte. Der Titel bezieht sich auf einen Reim von 1842, der von einem Leben voller schiefer Dinge handelt, welche sich zu einem Ganzen verbinden (seien dies nun im Original die Engländer und Schotten unter britischer Flagge oder die Mitglieder der Leonides Familie, deren Leben so verquer miteinander verworren sind, dass man kein unabhängiges Leben mehr führen kann).
Die Verfilmung eines derartigen Krimis muss drei Dinge meistern: Es muss die Zeit korrekt darstellen, die Figuren einführen, ohne langweilig zu werden und den Täter so geschickt verschleiern, wie dies auch dem Buch gelang. In der vorliegenden Fassung von Regiesseur Gilles Paquet-Brenner verschiebt sich alles von den 40er Jahren (in Agatha Christies Original) in die 50er, was dem Ambiente allerdings keinen Abbruch tut. Es wurde viel Liebe in die Details gesteckt und die Figuren sind authentisch. Die Einführung der Familienmitglieder ist etwas konfus, was aber bei der großen Anzahl von Verdächtigen zu erwarten war. Die Auflösung ist auch für den schlauesten Kopf nicht so leicht vorab zu erkennen und bietet Spannung bis zur letzten Sekunde.
Schauspielerisch tun sich vor allem Glenn Close (101 Dalmatiner, Guardians of the Galaxy) als Sophies Großtante Edith und Gillian Anderson („Scully“ aus Akte X) als Magda hervor. Auch Urgestein Terence Stamp (General Zod in „Superman“ und „Superman II“, Kanzler der Republik in Star Wars Episode 1) ist mit von der Partie als Inspektor Taverner. Glenn Close war bereits 6 Mal für den Oskar nominiert und führt damit die Liste der am öftesten nominierten Schauspielerinnen an.
Mein Fazit: „Das krumme Haus“ war erstmal kein Titel, der mich mit Begeisterung erfüllte, bis mir dann bei der Erwähnung von „Agatha Christie“ ein Licht aufging. Viele moderne Filme haben tolle Effekte und großartige Schauspieler, doch das Drehbuch macht alles zunichte. Ganz im Gegenteil dazu haben wir hier Material, das man kaum in den Sand setzen kann, wenn man nicht an den falschen Stellen spart. So war für mich die Kameraführung an einigen Stellen etwas zu experimentell, doch am Ende zählt das Kinoerlebnis als Ganzes und da nehme ich ein paar kuriose Kamerafahrten gerne in Kauf, solange mich die Figuren und das Mysterium bis zum Ende fesseln. Warum können moderne Autoren nicht mehr das abliefern, was Agatha Christie vor 70 Jahren gelang?
Ab dem 29. November in den deutschen Kinos
Trailer: