Night Shyamalan ist ein Begriff für jeden Film Buff. Bekannt für seine überraschenden Mindf***s (“Verwirrung des geistigen Zustands einer Person, die durch ein starkes, äußeres Ereignis, ihren eigenen Sinnen nicht mehr trauen mag“) prägte er Filme wie „The Sixth Sense“, „Unbreakable“, „Signs“ oder die TV Serie „Wayward Pines“.
Nach dem verblüffenden Erfolg des Erstwerks „The Sixth Sense“ (in dem Bruce Willis einem Kind begegnet, dass Tote sehen kann) hatte Shyamalan mehrere Krisen, da seine Filme an den Kinokassen floppten. Unter Anderem geschah dies bei „Das Mädchen aus dem Wasser“, „The Happening“ und „After Earth“.
Jetzt kommt mit „Glass“ ein Shyamalan Film in die Kinos, der die sogenannte “Eastrail 177” Trilogie abschließt, welche mit „Unbreakable“ (2000) und „Split“ (2016) begann. In „Unbreakable“ entdeckt Bruce Willis, dass er wie ein Superheld unzerstörbar ist. 16 Jahre später dreht Shyamalan den Überraschungshit „Split“ mit James McAvoy in der Hauptrolle (Bekannt als der junge Professor X in der Neuverfilmung der X-Men von Marvel). Darin spielt McAvoy einen geisteskranken Entführer, dessen Identität in über 20 Charaktere zersplittert ist. Zuerst als unabhängiger Einzelfilm geplant, verbindet Shyamalan den Film „Split“ am Ende doch mit dem „Unbreakable“ Universum und hat somit einen Superhelden und einen Superschurken, deren Fähigkeit sich im Titel wiederspiegelt. Mit „Glass“ kommt nun auch die dritte Hauptfigur in Form von Samuel L. Jackson als Mr. Glass hinzu und bringt die Trilogie nicht nur zu einem würdigen Abschluss, sondern startet ein ganz neues Franchise.
Um „Glass“ genießen zu können, muss man weder „Unbreakable“, noch „Split“ gesehen haben. Die aus diesen Filmen stammende Vorgeschichte ist schnell erzählt und eine komplizierte Handlung ist keine von Shyamalans Markenzeichen. Es geht auch nicht um den Kampf Gut gegen Böse und wer eine epische Schlacht a la Marvel erwartet, der wird vermutlich enttäuscht werden. Was den Kern von „Glass“ ausmacht und meiner Meinung nach den Ausschlag gibt, ob man den Film großartig oder nur mittelmäßig findet, ist die Frage, ob man sich in die Figuren von Bruce Willis und McAvoy hineinversetzen kann. Damit meine ich, sich in die Gedankenwelt zerrütteter Identitäten hineinzuversetzen, gefangen von der Notwendigkeit, mehr zu sein als man ist.
Schauspieltechnisch ist „Glass“ ein Juwel, allen voran McAvoy, der im Sekundentakt von der Identität eines 9-jährigen Jungen, zu einer zugeknöpften Dame, zu einem wilden Monster, zu einem Professor wechselt, ohne dass man auch nur einen Moment lang an seiner Darbietung zweifelt. Willis hingegen ist am besten, wenn er subtil den Normalo spielt. Selbst in „Stirb Langsam“ bleibt er ein Familienvater, dem nichts wichtiger ist, also eine ruhige Kugel zu schieben, was ihm einfach verwehrt wird. Will man Willis extrovertiert erleben, so kann man sich jederzeit „Hudson Hawk“ ansehen, in dem Willis selbst das Drehbuch schrieb. Diesem Film kann man nur etwas abgewinnen, weil die deutsche Synchronisation daraus eine Komödie machte.
Fazit: Ein Shyamalan Film ist immer ein Risiko, doch ich wage die Vorhersage, dass es mehr verkorkste Identitäten im Publikum gibt, als man denkt. Und da dies meine Prämisse für den Erfolg des Films ist, wird kaum jemand an „Glass“ vorbei kommen. Schließlich will man mitreden können, wenn der Shyamalan Wahn wie bei „The Sixt Sense“ ausbricht.
Ab dem 17. Januar in den deutschen Kinos
Trailer: